Aber (und das müssen wir Toskanafreunde neidlos anerkennen): Venedig kann an einem Tag genossen werden. Keine hupenden Autos und keine knatternden Vespen stören das Schlendern durch enge Gassen und über kleine Brücken der Stadt. Und Venedig ist allemal kindgerechter als Florenz.
Doch zurück zum Anfang des Ausfluges. Die Reiseleitung übernehmen heute Annika (9 Jahre) und Hendrik (10 Jahre). Beide haben sich gestern Abend mit Hilfe der Reiseführer gut vorbereitet, Hendrik hat zudem in der ersten Woche noch das Buch von Cornelia Funke „Der König der Diebe“ mit Begeisterung gelesen.
Zur Feier des Tages tragen beide Mädchen sommerliche Kleider, also auch Wiebke (4 Jahre), was ein Wunder an sich ist.
Hendrik ist zudem noch als Botschafter des deutschen Fußballs unterwegs. Mit dem schwarzen Auswärtstrikot der Nationalmannschaft (Rückennummer 10, Spielername Hendrik) soll er gegen den Engländer Rooney, den Holländer van Nistelroy, den Franzosen Zidane, den Tchechen Baros oder den Griechen Charisteas Flagge zeigen.
2006 kommt der vierte Stern auf das Trikot, die Engländer können weiter ihre drei Löwen beweinen.
Apropos Löwe, wir sind ja in Venedig. Ich entschuldige mich beim geneigten Leser für die Ausschweifungen. Erreichen wir also von Vicenza kommend nach einer knappen Stunde den Bahnhof S. Lucia. Perfekte Rahmenbedingungen: Sonne, nicht zu heiß, etwas Wind.
„Hier entlang über die Ponte Scalzi“, rufen Annika und Hendrik mit dem Stadtplan in der Hand. „Nicht so schnell“, rufen die Fotografen zurück und lichten die ersten Fähren, Lastschiffe und natürlich Gondeln auf dem Canal Grande ab.
Bis auf Ellen, die im zarten Alter von zwölf Jahren die Lagunenstadt eintägig besuchte, und ich (drei Tage im Jahre 1988) kennen wir die Stadt nur aus den Verfilmungen der Kriminalromane von Donna Leon oder aus „Wenn die Gondeln Trauer tragen“.
So brauchen wir etwas Zeit um die Einmaligkeit der Stadt zu verinnerlichen. Wir staunen. „Grandios“. Ich sage: „Das ist alles nur Ouvertüre, wartet ab bis ihr die Ponte di Rialto und die Piazza San Marco seht.“
Irgendwo in San Polo machen wir zunächst Mittagspause. An die Preise haben wir uns nach Verona und dem Gardasee schon gewohnt.
Dann sind wir wieder am Canal Grande der sich in Form eines großen „S“ durch die Stadt schlängelt, linke Hand spannt sich die Ponte di Rialto über das Wasser. Einzigartig!
War es bis jetzt noch angenehm ruhig, wird es jetzt hektisch und bis zum Markusplatz drängeln sich Ströme von Touristen durch die Straßen vorbei an unzähligen Klamottenläden, Souvenirshops, Sandwichbuden (wer soll die ganzen Brote nur essen?) und Schmuckläden.
Unsere Reiseführer sind am Ziel. La Piazza ist eine der schönsten Plätze der Welt, unzählige Tauben warten darauf mit Maiskörnern gefüttert zu werden, womit Annika und Hendrik sogleich beginnen. Der Fotograf holt sich eine wunde Zeigefingerkuppe.
Kurze Zeit später finden wir uns auf dem Linienschiff zurück zum Bahnhof ein. Wir entspannen uns bei der fünf Euro teuren Fahrt durch den Canal Grande und lassen die prächtigen Villen an uns vorbeiziehen, Touristen steigen an den zahlreichen Haltestellen ein und aus.
Dann ist auch für uns die Fahrt zu Ende, Venedig verlassen wir jedoch erst nach einem kleinen Abstecher in das Ghetto, dem alten jüdischen Wohngebiet im Stadtteil Cannaregio. Ruhe. Ein stilles Gedenken.