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Eine weitere Urlaubsbeschäftigung ist Geocaching, was sich aber ohne Smartphone – defekt – und nur mit meinem Nokia E52 und Laptop etwas schwierig gestaltet. So finde ich zwar meinen ersten Cache quasi um die Ecke des Ferienhauses, weitere 3 Caches scheinen aber hinter Zäunen zu liegen, so dass Wiebke und ich scheitern. Mal sehen, ob wir nach dem Mittagessen mit anderen Caches mehr Glück haben werden. Aber, der Weg ist das Ziel. So fahren wir eine wunderschöne Küstenstraße entlang, die Sesimbra und Setúbal verbindend uns auch zum Convento führt, welches  uns mit seinen kleinen Türmchen schöne Fotomotive liefert.

Als wir vor einigen Tagen abends am Strand von Meco waren, da wehte ein kräftiger Wind, dem eine handvoll Touristen trotzten. Am Sonntag um 17:00 ist reges Standtreiben angesagt, in südlicher Richtung FKK inklusive. Nichtsdestotrotz gehen wir barfuß die Waterkant entlang, anstrengend aber schön. Der Salat und das Bier in der Bar Peixe do Meco erfreuen bei Sonnenuntergang, ein „gefällt mir“ auf facebook die Konsequenz.

Ich nenne es Ruhetag, für Ellen ist es der Waschtag. Wind und Sonne trocknen die Wäsche in einer Stunde, so macht der Hausfrauentag Spaß 🙂

Mittags essen wir Hacksteak mit geschmolzenem Käse und Spiegelei, Salat und Kartoffelchips, inspiriert von der portugiesischen Strandküche. Um 17:00 wenn andere gehen, gehen wir zum Strand. Wiebke badet im Meer, Ellen und ich sonnenbaden. Zum Abendbrot um 20:30 wartet der regionale Wein auf uns. Erst ein Weißer, dann ein Roter. So überleben wir auch die Betten, die wie immer Rückenschmerzen verursachen und zu einer morgenlichen Bettflucht verleiten. Bellende Hunde tun ein übriges.

Endlich Touristen, die mir vor die Linse laufen. Gefüllte Straßencafés, Einkaufstaschen, die an den Händen baumeln, Straßenmusiker, Pantomimen, Bettler.

Letzgenannter weist mich in „seine“ Parklücke an der Av. da Libertade ein, ich löse ein Parkticket für zwei Stunden und unser Stadtspaziergang beginnt. Rossio, Elevador de Santa Justa, R. Augusta, Praca do Comercio, Blick auf den Tejo. Es ist schön wieder hier zu sein.

Wir gehen langsam bergauf in den Stadteil Bairro Alto vorbei am Cafe A Brasileira mit bronzenem Fernando Pessoa davorsitzend. Dann biegen wir rechts in die engen Gassen voller Restaurants ein, deren Inhaber sich auf den Ansturm der abendlichen Touristen vorbereiten.

Die Innenstadt ist im übrigen ein El Dorado für Motive, die ich auf GRAYFFITI scratched on screen poste oder die meinen jährlichen Schwarzweisskalender zieren werden. Ein Motiv darf aber hier im Reisetagebuch nicht fehlen.

Gegen halb sieben kurve ich stadtauswärts Richtung Ponte 25 de Abril. Nach der Überquerung des Tejos, linkerhand die Statue Christo Rei, biege ich in das Almada Forum zum Einkaufen und Abendessen ein. Eine Etage ist gespickt mit Systemgastronomie, Ellen und Wiebkes Auswahl fällt auf Asia to Go, ich esse brasilianisch. Dann baumeln an unseren Händen Taschen von Adidas, Swatch und Desigual…

Bisher hatten wir das Weltkulturerbe links liegengelassen, heute fahren wir tief in das Alentejo und färben unseren weißen Fleck in Portugals Landkarte. Die Autobahn ist kaum befahren, Korkeichen, Weinreben und Störche, die auf Überlandleitungen ihre Brut füttern, säumen die Strecke nach Évora.

Ein kostenloser Parkplatz ist ausserhalb der fast vollständigen Stadtmauer leicht gefunden, die Touristeninformation wird um einen Stadtplan gebeten. Wir finden den Weg zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt, tauchen ein, fühlen uns wohl. Die Stadt sei bescheiden mit ihrem Erbe bemerke ich, Ellen rekamiert fehlende Informationstafeln und Wegweiser, so verbringen wir drei Stunden in der Stadt mit römischen Herzen und portugiesischer Seele, wir essen Pizza und kein Stockfisch. All in all, worth a detour.

Megalithen gibt es auch noch zu sehen, 7.000 vor Christus, die ältesten auf der Iberischen Halbinsel. Die dreißig Grad Marke ist längst überschritten, so freuen wir uns auf den Pool!

…lässt sich aus azeitona = Olive herleiten. Wir wollen im Nachbardorf von Sesimbra zunächst wandern, enscheiden uns dann aber für das Autowandern durch die Serra da Arrábida, es ist Mittagszeit, die Sonne scheint und die Windmühlen von Cuco geben zudem kein schönes Fotomotiv her. Daher parke ich vor dem Weingut José Maria da Fonseca und probiere mit Chipkarte einen Moscatel de Setúbal, eine Flasche kommt in das Handgepäck.

Weitere Spezialitäten des kleinen Ortes am Hang der Serra mit Blick auf Lissabon sind Biskuitteigröllchen mit einer Eigelb-Zucker-Füllung sowie eine Küchlein aus Eigelb und Nüssen. Beides erfreut unsere Gaumen.

Traurig ist der Anblick des Anwesens „Quinta e Palácio da Bacalhoa“, das anscheinend langsam verfällt.

Der erste Spaziergang führt uns die Promenade von Sesimbra entlang. In der kleinen Stadt ist für die Jahreszeit wenig Trubel, es wird eingekauft, die Tische sind in den Restaurants und Standbars zur Mittagszeit nur spärlich besetzt, hier wird gebaut, dort verrotten die Baustellen.

Ist das die Krise? Vielleicht, vielleicht liegt es an der leichten Bewölkung oder es ist abends mehr los oder am Wochenende, oder es ist noch nicht Hauptsaison, wir hoffen es. Wir knabbern an unseren Brötchen und lassen den Ort auf uns einwirken. Welches Restaurant soll in den nächsten Tagen getestet werden, welches schöne Motiv kommt vor die Linse?

Wir verbringen etwa drei Stunden in Sesimbra, fahren dann zum Kaffee mit Gebäck zur Ferienwohnung, entspannen uns am Pool und nach dem Abendbrot lotse ich den Punto nach Cabo Espichel, wo die Wallfahrtskiche Igreja de Nossa Senhora do Cabo, ein Leuchtturm und Dinosaurierspuren auf uns warten.

Bis kurz vor 22:00 Uhr lassen wir uns den kräftigen Wind am Kap durch die Haare wehen, ich finde schöne Fotomotive im Abendlicht, die angekündigten Dinosaurierspuren sind eher ernüchternd. Nach einem Kilometer Fußweg erklärt uns eine Schautafel, dass die Löcher in der gegenüberliegenden Steilwand unterhalb der Kirche jene Fußspuren sind, über die DIE ZEIT einst schrieb: „Noch vor 25 Jahren schenkte kaum jemand den Spuren aus der Urzeit Beachtung. Den Wissenschaftlern schienen sie wertlos, die Bevölkerung hatte sich längst ihren eigenen Reim darauf gemacht. […] Im portugiesischen Cabo Espichel war es das Maultier, das die heilige Jungfrau Maria vom Strand zum nahe gelegenen Heiligtum getragen haben soll.“

Dass die Zentralverriegelung an dem Opel Corsa defekt ist, bemerke ich beim Abschließen vor dem Supermarkt. So werde ich morgen Vormittag zurück zum Lissabonner Flughafen fahren müssen und den Deutschen gegen einen Italiener eintauschen.

Zuvor jedoch der routinierte Ersteinkauf am Anreisetag: Brot, Butter, Honig, Vierfruchtmarmelade (Ellen lacht), Nutella, eine Auswahl Käse und Wurst, Wasser, Vinho Verde und der rote Chaminé, dem wir seit unserem ersten Urlaub in Portugal die Treue halten.

Wir kochen Huhn mit Nudeln und würzen mit Kurkuma, Pfeffer und Salz, freundlicherweise bereitgestellt von unseren Vormietern.

Auf dem Weg zum Flughafen.

Sinnlos viel Aufenthalt bis zum Abflug, zum Glück treffe ich einen Kollegen aus Turin mit dem ich klönend die Zeit verbringe.

Da ich nur abends in die Stadt komme, reicht es nur für ein paar Schnappschüsse im Dunkeln. In der Markthalle San Miguel gibt es trotzdem viel zu schauen und natürlich viel zu probieren. Lecker die Fischhäppchen auf Zwieback, der Schinken frisch von der Keule geschnitten, der Rioja, die Desserts.

Weniger zu empfehlen: Bocadillo de calamares „muy tipico de la plaza Mayor de Madrid“.